„Ah... na dann auch von mir noch Herzlich Willkommen Senji.“, sagte ich an ihn gewandt und überlegte einen Moment wie lang sich die beiden wohl schon kannten. Immerhin war Henry ja nicht der Typ der von tausenden von Leuten umgeben war. Aber vielleicht würde ja Senji unseren Henry ein wenig aus der Reserve locken können, denn bisher wollte ich noch nicht so ganz glauben dass Henry immer so auf Abstand aus war.
Als ich jedenfalls die Sache mit dem Krankenflügel ansprach sah es nicht so aus als ob Senji bereits davon gehört hätte. Ich wollte die Frage schon fast wieder zurückziehn, aber Henry hatte bereits erklärt dass es ihm letzte Nacht wohl nicht so gut gegangen sei. Es war Henry anzumerken wie es ihm in der momentanen Situation ging, weshalb ich die Frage damit abhakte. Es war immer noch eine menge Zeit bis wir zum Astronomie Unterricht gehen mussten und vielleicht würde ich bis dahin ja auch noch mehr über Senji erfahren und über die Freundschaft der beiden Jungs.
„Ach eigentlich nichts besonderes. Einfach die sonnigen Tage genossen, ein bisschen gelesen, Freunde getrofffen. Wirklich nichts spektakuläres.“ Die Ferien waren für mich wie im Flug vergangen und dabei hatte ich tatsächlich nichts besonderes unternommen. Wahrscheinlich würden einige auch sagen dass meine Ferien doch total langweilen gewesen sein mussten, aber genau genommen war das überhaupt nicht der Fall gewesen. Immerhin waren die Ferien ja auch hauptsächlich dazu da einfach mal zu entspannen und da war es für mich manchmal einfach am schönsten faul in der Sonne zu liegen, etwas zu lesen oder zu zeichnen. Dass ich aber ein Lehrbuch nach dem anderen durch hatte, da ich eh schon das meiste kannte und dann noch einige Zeichnungen von Hogwarts gemacht hatte, waren wohl doch Dinge die ich nicht unbedingt erzählen musste. Zu oft wurde ich in meiner Kindheit deswegen als Außenseiterin hingestellt. Vielleicht wäre das mittlerweile auch gar nicht mehr der Fall, aber dass man so was wie ein fotografisches Gedächtnis hat musste man nicht an die große Glocke hängen, so viel hatte ich mittlerweile gelernt.
„Ich glaube es ist wirklich nicht so interessant wenn wir uns meine Erzählungen anhörn. Habt ihr denn irgendetwas bestimmtes in den Ferien gemacht?“

Henry wirkte auf einmal ziemlich nervös. Lag es an dem Mädchen? Sie wirkte eigentlich recht freundlich. Oder war der Grund dafür das Gesprächsthema, welches sie nach ihrer Vorstellung aufgriff. Er war im Krankenzimmer gewesen? Das erklärte natürlich sein Fehlen im Unterricht, aber besorgte ihn gleichermaßen.
"Wenn du Hilfe brauchst", sagte er. "Du kannst immer zu mir kommen." Hier hatte er keine Gang, die hinter ihm stand, aber für Freunde würde er trotzdem alles tun. Alter spielte dabei keine Rolle, wobei es ihn manchmal wirklich ärgerte nicht schon älter zu sein.
War man zu jung, wurde man all zu oft unterschätzt und Freunde glaubten dann einen schonen zu müssen, indem sie nicht alles erzählten, was sie bedrückte. Aber er würde keine Hilfe anbieten, wenn er es nicht so meinte. Diesesmal hatte er ja nicht gewusst, dass er da war, doch für das nächste Mal sollte er wissen es gab jemanden mit dem er darüber sprechen konnte, was auch immer die Ursache war.
Als Henry betohnte er seie neu, lächelte Senji und nickte, bevor er auf Chrissys Willkommensgruß reagierte und die gestellten Fragen nach den Ferien. "Arigatou. Freut mich dich kennen zu lernen Chrissy. Ich war bis vor Kurzem auf einer Middle School in Sendai, Nordjapan. Bei uns sind die Ferienzeiten kürzer und teils anders gelen als in Europa", berichtete er.
"Meine Sommerferien waren vom 21.6. bis zum 29.6. Die haben mein bester Freund und ich damit verbracht unserer gemeinsamen Freundin Juria beim Umzug zu helfen zu helfen." Dabei waren sie auch in den Genuss gekommen Okinawa zu besuchen. Und das Beste dabei war, Kaorus Vater hatte die Kosten für die Reise übernommen. Es konnte in vielerlei Hinsicht von Vorteil sein Freunde bei den Yakuza zu haben, wobei er nicht wissen wollte aus welchen Geschäften das Geld stammte.
"Um nach Hogwarts zu kommen musste ich zuerst einen Einstufungstest machen und hab' dafür extra Urlaub im Sommer bekommen, den ich mit lernen verbracht hab'. Ihr habt hier in Eurpa ja ziemlich ausgedehnte Sommerferien, nicht war? Aber keine Herbstferien oder?" Die wären in Japan Ende September.

Entspannt lehnte ich mich zurück und lauschte den Ausführungen der beiden. Es tat gut, das es nicht mehr um mich ging und sie ein Thema gefunden hatten, welches sich um sie drehte. Beide erzählten von den Ferien und ich nickte immer wieder und lächelte fast ein bisschen. Welch besonderes Zeichen es doch war, nun saß ich hier mit zwei Menschen, welche ich wirklich irgendwie mochte. Senji kannte ich einfach schon etwas länger und Chrissy kannte ich, durch die Schule, schon seit der Aufnahme in Hogwarts. Wir hatten schnell angefangen uns zu finden, man könnte sagen, es war auf den ersten Blick aber ich blieb dennoch immer auf Distanz und zog mich schnell zurück. Als Muggelstämmiger, wie ich oft bezeichnet wurde, oder auch Schlammblut, musste ich lernen, das Rassismus gerade bei den Slytherins eine große Rolle spielte. Nur nicht bei dem Mädchen von vorhin, eigenartig. "Meine Ferien waren nicht sonderlich interessant. Ich habe meistens in der Hängematte gelegen und in den Himmel gestarrt. Ab und an war ich mit meinen Eltern bei Veranstaltungen, nur damit die Presse weiß, das ich auch noch lebe. Sie hatten mich nach meiner Schule gefragt und ich erzählte ihnen ein wenig von Hogwarts. Zum Schluss wollten sie wissen wo Hogwarts liegt und ich meinte einfach nur, sie sollen die Augen schließen und sich so eine Schule vorstellen.", erzählte ich und lachte ein wenig. Auch wenn ich Hogwarts nicht mochte, so würde ich doch niemals verraten, wo diese Schule steckte. Andere Menschen würden diesen Ort sowieso niemals finden. Ich piekte mit meiner Gabel etwas lustlos eine Kartoffel auf und schob sie mir in den Mund, dabei achtete ich genau darauf, das mich niemand ansprach und ich damit auch niemanden mein Essen entgegen schleudern konnte. "Nein, wir haben keine Herbstferien aber dafür lange Sommerferien. Es tut gut, sich zu erholen und das im Sommer. Ich finde, man kann im Sommer eh nicht richtig lernen... es ist meistens viel zu warm.", sagte ich zu Senji. Sehnsüchtig dachte ich gerade an das Abendessen bei mir zu Hause und die Wärme, die im Kamin aufsteigen würde. Nicht, das der Kamin hier sonderlich anders war aber man fühlte die Kälte einfach ein bisschen anders. Ich war ja der felsenfesten Überzeugung, das es im Winter einen speziellen Zauber gab, der das Gebäude erwärmte, denn es war so gut wie niemals kalt hier. Eigenartig. "Hoffentlich müssen wir nachher in Astronomie keine Karten mehr malen, das haben wir letztes Jahr schon getan.", sagte ich noch und zog den Wackelpudding zu mir.

Das Essen schmeckte wie immer unfassbar gut und wahrscheinlich würde mein Hunger auch wieder nicht ausreichen um all die Dinge probieren zu können, die mir in diesem Moment ins Auge sprangen. Während ich mein Essen genoss hörte ich zu wie die zwei Jungs von ihren Ferien erzählten. Es war ziemlich interessant dass Senji auf einmal hier in Hogwarts gelandet war, immerhin war der Weg von Nordjapan bis London nicht gerade der Kürzeste.
„War sicher nicht leicht die Umstellung von Nordjapan auf London, oder? Ich glaube ich könnte mir so eine große Veränderung gar niht wirklich vorstellen.“, bemerkte ich meinerseits und trank einen Schluck Kürbissaft. Es war immer toll wenn man Leute aus anderen Ländern kennenlernen konnte, vor allem auch weil ich England noch nie wirklich verlassen hatte.
Als Henry dann von seinen Ferien erzählte, schaute ich ihn mal wieder mit großen Augen an. Ich konnte mir diesen Henry, der von Presseleuten umgeben war und in der Muggelwelt so bekannt war, nicht wirklich vorstellen. Nunja, ich kannte ihn halt nur als diesen zurückhaltenden Jungen der froh darum war wenn er nicht zu viel erzählen musste. Irgendwann musste er mir den 'anderen Henry' unbedingt mal noch vorstellen. „Scheint so als hättest du doch relativ viel Trubel in deinen Ferien gehabt. Ich fände es wirklich mal toll wenn auch bei mir mal wieder etwas Abwechslung reinkommen würde.“ Und was ich da sagte war nicht einmal gelogen. Früher wollte ich immer dass alles so bleiben sollte wie es war, aber mittlerweile hatte ich auch festgestellt dass zwischen all dem Grau und den eintönigen Schattierungen, ein bisschen Farbe gar nicht so schlecht war.
Als Henry das Thema auf Astronomie lenkte, ging ich augenblicklich die Unterrichtseinheiten des letzten Schuljahres durch. Er hatte recht. Karten hatten wir wirklich zu genüge gezeichnet. „Ja stimmt. Aber hey, siehs positiv. Wenn wir das selbe nochmal machen müssen, dann können wir es wenigstens schon und können den lästigen Kommentaren und Verbesserungen unserer Lehrerin aus dem Weg gehen.“, scherzte ich und überlegte was wir zu dieser Jahreszeit für Sternzeichen am Himmel eigentlich sehen konnten. All die Sterne bauten sich wie ein riesiges Bild in meinen Gedanken auf und für ein paar Sekunden war ich mit meinen Gedanken überhaupt nicht mehr hier am Esstisch.

Henrys Ferien schienen wirklich ereignisreich gewesen zu sein. Auf Presse könnte er selbst auch gut und gerne verzichten. Es reichte schon, dass in seiner Schule einmal das Fernsehen aufgekreuzt war, wegen diverser Vorfälle, an denen er zugegebenermaßen auch nicht ganz unschuldig gewesen war.
Wie dem auch sei, er konnte nachvollziehen, dass Henry solche Veranstaltungen nicht gefielen, sagte aber nichts weiter darauf.
Auf Chrissys Frage hin nickte er. "Es ist eine ziemliche Umstellung. Nordjapan auf London, ja. Zum einen ist das hier ein komplett anderer Kulturkreis, mit dem ich unter normalen Umständen vermutlich nie in meinem Leben in Berührung gekommen wäre. Zum anderen dann nochmal die Sache mit der Zauberwelt und dem Internat. Dreifache Umstellung sozusagen. Aber es geht..."
Hauptsache er musste keine langweilige Priesterausbildung oder ähnliches machen, nur um seine Zauberkräfte beherrschen zu lernen. So eine Schule war da schon besser, auch wenn das Leben hier zum Teil etwas gewöhnungsbedürftig war. Doch bisher hatte er größtenteils positive Erfahrungen gemacht, sah man von der Gang ab, mit der er sich gleich am ersten Abend angelegt hatte. Früher oder später würde es mit diesen Typen sicher noch zu Konflikten kommen, auch wenn sich das Mädchen Victoria im Unterricht halbwegs unauffällig benommen hatte. Bisher jedenfalls.
Nachdem sich Chrissy nun wieder Henry zuwandte und er ihren Worten nichts beizufügen hatte, befasste er sich vorübergehend mit seinem Abendessen und schwieg.

Während Senji und Chrissy weiter über seine Schule sprachen, griff ich nach der Vanillesauce und goss sie mir über den Wackelpudding. Wackelpudding ohne Vanille wäre keine richtige Nachspeise, der Überzeugung war ich jedenfalls. Jetzt wo ich hier beim Abendbrot saß und die beiden miteinander sprachen, konnte ich den Tag etwas Revue passieren lassen. Angefangen bei meinem schlechten Traum und den Stunden in Krankenflügel. Ich war der Meinung, das unsere Krankenschwester besondere Tränke brauen konnte. Dann meine Bekanntschaft mit Zoe, der Slytherin. Ich drehte meinen Kopf zum Tisch der Slytherins und suchte sie dort, ich fand sie auch zwischen ihren Hausgenossen. Schnell drehte ich meinen Kopf wieder und schob mir einen Löffel Vanillesauce in den Mund. Vielleicht sollte ich Mädchen einfach aus dem Weg gehen aber dann würde ich auch Chrissy nicht mehr wiedersehen. Ich musterte sie beim essen und musste feststellen, das sie sehr hübsch war. Bisher hatte ich das Mädchen aus Gryffindor noch nie so betrachtet, sie war einfach schon immer da gewesen. Ich konnte mit ihr reden, sie aber auch schnell wieder auf Distanz halten, keine schöne Sache, das war mir bewusst. Ich seufzte. Wehtun wollte ich Chrissy auf keinen Fall aber es fiel mir einfach schwer, Menschen an mich heran zu lassen. Senji kannte ich schon vorher, uns verband etwas. Als Chrissy mich ansprach zuckte ich kurz zusammen, so sehr war ich in Gedanken gewesen. "Was?", fragte ich überrascht. "Ähm ja, es ist immer recht anstrengend und das Interesse der Medien ist sehr oft einfach nur nervig. Aber sie kennen mich ja nun auch schon als kleiner Junge. Meine Eltern sind in einigen Shows aufgetreten.", sagte ich langsam und wusste, wie absurd das klang. "Es sind halt zwei Welten in denen ich lebe und ich empfinde es als sehr schwierig, die unter einen Hut zu kriegen. In der Schulzeit gehen meine Eltern alleine zu Veranstaltungen aber wenn Ferien sind, muss ich immer mit.", ich zuckte mit den Schultern und lächelte Chrissy leicht an. Ich war mir nicht sicher, das andere Leute das verstehen würden. Auf Veranstaltungen war ich halt nicht der kleine Henry, da war ich beliebt und viel entspannter, das war schon immer mein Leben gewesen. Ich konnte meistens mit den Leuten der Presse scherzen und plaudern... hier war ich anders. 
"Da hast du wohl recht, wobei ich Astronomie eh nicht wirklich mag. Ich verstehe ja, das es wichtig ist sich damit auszukennen aber wozu sollte ich das später brauchen?", fragte ich in unsere kleine Runde. Klar war es interessant und auch nicht das schlechteste Fach aber für mich völlig unnötig.